Geschichtliches
Die erste Kirche hier in Wermelskirchen war eine kleine Holzkirche,
die im 9. Jhd. am Markt, wo die heutige Ev. Stadtkirche steht, zur
Gründungszeit der Stadt erbaut wurde. Zunächst trug die Kirche
nicht den Namen eines Schutzpatrons, sondern des Stifters, der
möglicherweise Werimbold oder Wermbold hieß, woraus unser
Stadtname hervorging über Wermboldskirchen nach etlichen
Varianten zu dem heutigen Wermelskirchen. Die Kirche ist
Mittelpunkt in unserem Stadtwappen.
Bereits um 1200 entstand unter dem Patronat des Stiftes St. Andreas
zu Köln eine romanische Basilika St. Bartholomäus, nach dessen
Patronatsfest heute noch unsere traditionsreiche Kirmes stattfindet
(am Sonntag nach dem 24.8.).
Zu Beginn der Reformationszeit Anfang des 16. Jhd. gab es hier
2000 Seelen. Das Fürstentum Jülich-Kleve-Mark und Berg blieb
vorerst katholisch.
Der Landsherr, der Klevische Herzog Johann III., war unschlüssig
den neuen Glauben anzunehmen. Sein Nachfolger Herzog Wilhelm
hat sich letztlich aus machtpolitischen Interesse endgültig der
evangel. Lehre zugewandt. Dem hatten sich auch die Untertanen zu
beugen.
Zunächst verlief alles in friedlicher Koexistenz. Katholiken und
Protestanten feierten gemeinsam Gottesdienst. Die Protestanten
verließen jedoch nach der Predigt, vor der Eucharistiefeier die
Kirche.
Um 1560 setzte sich die Reformation hier durch. Der erste
verheiratete Priester stand am Altar.
Viele Versuche des Kölner Andreas-Stiftes,
die Gemeinde zurückzugewinnen, schlugen fehl. Die von Köln eingesetzten
Priester konnten sich nicht durchsetzen, es gab Handgreiflichkeiten
und schließlich endgültig die Vertreibung des letzten kathol.
Priesters.
Ab 1640 wurde die Stadtkirche endgültig protestantisch. Jetzt gab
es keinen katholischen Gottesdienst mehr. Die paar verblieben
Katholiken mussten nach Lennep oder Burg zur Messe gehen.
Um 1700 gab es wieder ca. 150 Katholiken in Wermelskirchen. So
entstand bereits 1704 eine kleine neue katholische Kirche (aus Holz)
in der Kohlgasse, der heutigen Karl-Leverkus-Str., sie wurde St.
Michael geweiht. Doch bereits im Okt. 1734 fiel diese Kirche
einem Brand zum Opfer. Man ging sofort an den Wiederaufbau. So
konnte bereits 1735 wieder der Gottesdienst gefeiert werden, doch
dauerten die Renovierungen noch bis 1745.
Um 1750 umfasste die Pfarrgemeinde neben Wermelskirchen die
Außenbereiche Dabringhausen, Dhünn, Remscheid und Burscheid
Am 11. Mai 1758 gab es erneut einen Großbrand im ganzen Dorf
die Kirche wurde stark beschädigt. Sie wurde zwar wieder
hergerichtet, doch es folgte ein zunehmender Verfall.
Um 1838 war die Gemeinde auf 1000 Seelen angewachsen, und
man begann an der heutigen Stelle eine neue Kirche im
neugotischen Stil zu bauen.
Der lat. Text auf der Platte am Turm stellt ein Chronogramm dar:
Ich (der Turm) danke den Spendern
Und weise ihnen als rechter Führer
Den Weg zum Himmel.
Die fett dargestellten Buchstaben, als römische Ziffern addiert,
ergeben das Jahr der Fertigstellung der Kirche - 1839.
Nach 40 Jahren hatte sich die Gemeinde auf 2000 Seelen verdoppelt.
Die Kirche wurde umgebaut und das Längsschiff um 6 m verlängert,
jedoch mit schlechten Materialien und in schlechter Ausführung.
Durch den Zustrom der vielen Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg
war die Gemeinde auf 4500 Seelen angewachsen, sodass man statt
einer nochmaligen Erweiterung einen Neubau plante. Die
neugotische Kirche wurde im März 1962 abgerissen. Weihnachten
1963 konnte die erste Messe in der neuen heutigen St.-Michaels
Kirche gefeiert werden.
Heutige Kirche
Architekt war der Kölner Hans Schilling, der über 30 Kirchen
gebaut hat, u.a. in Köln die Kirche St. Alban, die große Abteikirche
der Benediktiner in Königsmünster-Meschede, das Mutterhaus und
die Kirche der Franziskanerrinnen in Olpe, das Pfarrzentrum St.
Stephan in Münster, die Kirche St. Martin in Meinerzhagen.
Gehen Sie um die Kirche zur Chorseite. Wie der Bug eines
mächtigen Schiffs schiebt sich das Chor nach vorn.
Auch der Grundriss und im Innern die Faltendecke lassen uns ein
(Kirchen-) Schiff erkennen.
Auch wenn Sie nach dem ersten kurzen Blick ins Kircheninnere
meinen, „da lohnt sich ja nicht hineinzugehen".
Jede Kirche hat Ihnen was zu sagen, es ist Gottes Haus.
Verweilen Sie ein wenig und lassen Sie den Raum „sprechen".
Ausstattung
Das Bronzeportal (4)zeigt eine von rechts unten nach links oben
ziehende Häuserfont. Es stellt die Kölner Str. dar, mit der
Stadtkirche, der Bartholomäus-Kirche und links der St-Michaels-
Kirche. Über allem schwebt unser Patron, der Erzengel St.
Michael, als Beschützer des christlichen Volkes und Fürbitter der
Menschen vor Gott.
Die Bronzegriffe (5) der beiden Glastüren des Windfangs sollte
man einmal genauer betrachten. Links der Engel mit der
Seelenwaage. Eine seltenere Darstellung St. Michaels; gilt er doch
auch als Beistand der Sterbenden, der die Seelen der Verstorbenen
in den Himmel geleitet. Mit der linken Hand weist er auf einen
Gestrauchelten im Dornengestrüpp des Bösen und der Laster.
Schauen Sie genau hin! 42 Begriffe hat der Künstler in dem
Gestrüpp versteckt.
Größere Umgestaltungen und Renovierungen fanden in den Jahren
1989-1992 statt.
Aus dieser Zeit stammt der heutige Altar (2), der aus dem
Marmor des Vorgänger-Altars gefertigt ist, zierlicher und leichter
als der Vorgänger geschmückt mit einem umlaufenden
Bronzegitter, wobei der Künstler neben dem Material auch
vorhandene Formen wie z.B. die Holzfaltendecke wieder
aufgreift. 44 Medaillons mit Darstellungen von Propheten,
Aposteln, Heiligen. Kirchenführern, Päpsten und Christen unserer
Zeit sowie 78 Weinlaubblätter zieren die Schnittpunkte.
Von dem Bildhauer Henryk Dywan mit viel Liebe zum Detail
geschaffen.
Über dem Altar hängt ein Bronzekreuz ohne Korpus Christi, für
eine katholische Kirche ungewöhnlich. Dieses Kreuz ist ein
Geschenk der evangelischen Gemeinde zur Einweihung der Kirche
1967. Die 5 Bergkristalle als Zeichen der 5 Wundmale Christi.
Tief im Chorraum steht ein Tabernakel (1) in Form eines
stilisierten Dornbusches von dem Godesberger Künstler Berges
entworfen, ebenso wie der Ständer der Osterkerze und der Ambo,
die großen Wandleuchter an den Seitenwänden und die hohen
Kerzenleuchter im Chorraum, alle zur Erstgestaltung der Kirche in
den 60er Jahren.
Bleiben wir bei der Bronze-Ausschmückung. Der über unsere
Region hinaus bekannte Wermelskirchener Künstler Günter Lilge
hat 1984/85 den Kreuzweg (6) in Form von Reliefplatten
geschaffen. Die Aussage des Künstlers:
„Ein stiller, stummer Gottessohn, der nicht mit barocken Gesten,
sondern demütig die Last des Kreuzes trägt.
Gesichter und Hände sprechen mehr, als Worte ausdrücken könnten.
- Da ist kein Jammern, kein Protest
das Leiden ist angenommen: „Dein Wille geschehe"
Auch hier etwas Besonderes: Der Kreuzweg hat statt 14 -> 15
Stationen. Die 15. Station - Die Auferstehung - hängt gleich links
neben der schönen aus Lindenholz geschnitzten 1,3 m großen
Madonna (7) auf der linken Kirchenseite. Eine Stifterin unserer
Gemeinde ließ diese Madonna von einem Holzschnitzer aus dem
Grödnertal für unsere Kirche schaffen. Sie stellt sich dar als
»Maria die Gnadenspenderin". Im Dez. 1999 erhielt unsere Kirche
dieses Geschenk.
Auf der rechten Seite ist Ihnen sicher schon das 3 m große
Ölgemälde aufgefallen. Seit 2001 schmückt dieses Kunstwerk von
Günter Lilge unsere Kirche. Es stellt den Schutzpatron unserer
Kirche dar: den Erzengel Michael (8) als Kämpfer gegen das
Böse.
Beachtenswert sind noch die Kirchenfenster von Te Reh. Das
Fenster im Chor (3) stellt unsere Monstranz von 1891 dar. Diese
Monstranz ist heute noch im Gebrauch.
Nebem dem Eingang auf der rechten Seite das große Fenster (10)
stellt „Die 7 Sakramente" dar.
(9) Aus der früheren neugotischen Kirche sind das Taufbecken,
die Beichtstühle mit den Schnitzereien, das große Kreuz aus dem
19. Jhd. zwischen den beiden Beichtstühlen, sowie die
Marienikone hinten links mit den einfassenden Gebetstafeln
übernommen worden.
Im Turmdurchgang befindet sich eine Reliefplatte mit dem Lamm
Gottes. Diese Reliefplatte zierte in der neugotischen Kirche den
Hauptaltar. Es war der Mittelpunkt des Altarunterbaus.
Text: Heinz Werner Schauerte.
Quellen: „Pfarrchronik von Arnold Haag" und Pfarrnachrichten.