Im Zuge der industriellen Revolution wuchs auch Burscheid dank seiner Industrie beträchtlich. Für die zugezogenen Katholiken entstand 1860 ein Rektorat mit einer Notkirche. 1889 wurde es zur selbständigen Pfarrei erhoben. Nun zielten alle Bemühungen auf die Errichtung einer Pfarrkirche. Schon 1891 konnte mit dem Bau begonnen werden, der ein Jahr später vollendet war. Allerdings baute man aus Kostengründen den Turm zunächst nur im Erdgeschoss aus. Den Plan lieferte das renommierte Architekturbüro Rüdell und Odenthal aus Köln, das u. a. St. Agnes in Köln errichtete. Das Pfarrhaus wurde gleichzeitig mit der Kirche erbaut, die erst am 27. Juni 1896 konsekriert wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche an Dach und Fenstern beschädigt. 1959/60 konnte endlich der Turmausbau erfolgen, der nach Plänen des Architekten Bernhard Rotterdam aus Bensberg in modernem Stil ausgeführt wurde. Zuletzt entstand am südlichen Querarm der Anbau der neuen Sakristei.
Geschichte und Baugeschichte
Baubeschreibung
Der Kirchenbau erstreckt sich entlang der ansteigenden Höhestraße.
Der neugotische Bau wurde aus Ziegelsteinen des Hilgener Ringofens errichtet. Nur die Fenster- und Türgewände sind aus Sand- bzw. Kalkstein. Als Grundform wurde eine dreischiffige Basilika mit vortretendem östlichen Querhaus gewählt. An das Querhaus schließen sich niedrige, rechteckige Seitenkapellen an. Der Chor endet in fünf Seiten eines Achtecks. Strebepfeiler und Maßwerkfenster gliedern das Äußere der Kirche. Die drei Portale im Westen sind etwas aufwändiger gestaltet: Strebepfeiler und Dreiecksgiebel mit Maßwerkverzierung sind der gotischen Kathedralarchitektur entlehnt. Die schräg geführten Portale zu den Seitenschiffen sind heute vermauert und werden als Marienandachtsstätten genutzt. Das Turmerdgeschoss stammt noch aus der Erbauungszeit. Beim Weiterbau des Turmes 1959/60 wich Architekt Rotterdam von den ursprünglichen Bauplänen ab und schuf einen modernen, kaum gegliederten Baukörper, der in starkem Kontrast zur übrigen Kirche steht. Die vorhandenen Ansätze der Strebepfeiler führte er weiter, jedoch ohne Gliederung des Ziegelmauerwerks. Erst im Glockengeschoss durchbrechen einfache Rechtecköffnungen die Wände. Ein zu den Ecken hin aufsteigendes Betonflachdach mit Wasserspeiern wird von einem Aufsatz des Kölner Künstlers Sepp Hürten bekrönt, der an einen gotischen durchbrochenen Turmhelm erinnert.
Das Innere der Kirche (Länge 41 m, Breite 15 bzw. 20 m, Höhe 15 m) erscheint weiträumig und lichtdurchflutet. Rundpfeiler mit neugotischen Blattkapitellen tragen die Hochwände des Schiffes. Die Stirnwände des Querhauses und der Chor sind durch große Maßwerkfenster fast vollständig in Glas aufgelöst. Abgeschlossen wird der Raum durch Rippengewölbe.
Ausstattung Altarrraum
Die neugotische Ausstattung der Erbauungszeit wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als nicht mehr zeitgemäß empfunden und Ende der 1950er Jahre entfernt. Die Kreuzigungsgruppe des Hochaltares von 1892 steht nun in einer Nische der Turmhalle. Vom 1909 entstandenen Hochaltaraufbau des Köln-Mülheimer Bildhauers Ferdinand Hachenberg sind im Chor die Figuren der Apostel Petrus und Paulus erhalten und am Vierungspfeiler eine weitere Kreuzigungsgruppe. Die verlorene Marienfigur wurde 1987 anhand eines Fotos nachgeschnitzt. Von einem Seitenaltar des gleichen Künstlers befindet sich im Chor noch das Relief des 12-jährigen Jesus im Tempel. 1971/72 wurde der Altarraum nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils neu gestaltet. Der 1972 geweihte Altar besteht aus Teilen des ehemaligen Hochaltars und der beiden Seitenaltäre. In einer vergitterten Nische der Vorderseite beherbergt ein Schaugefäß aus dem 19. Jh. Reliquien des Kirchenpatrons.
Ambo, Tabernakel, Osterleuchter und Priestersitz entstanden 1983 nach Entwürfen des Wuppertaler Künstlers Willi Dirx. Der Tabernakel zeigt die Emmaus-Szene, der Ambo die Pfingstpredigt des Petrus und der Osterleuchter den Auferstandenen.
Mit der Feier der Osternacht im Jahr 2011 hat der ursprüngliche, 1983 nach Entwürfen des Wuppertaler Künstlers Willi Dürx geschaffene Priestersitz seinen Platz im Altarraum wieder eingenommen. Hier in St. Laurentius wird uns die Gegenwart des auferstandenen Christus besonders sinnbildlich dargestellt durch die künstlerisch und theologisch zusammengehörenden Bronzekunstwerke von Tabernakel, Ambo und Priestersitz. Christus ist gegenwärtig im Sakrament der Eucharistie, das im Tabernakel bewahrt wird, und er kommt uns nahe im Sakrament des Wortes der Frohen Botschaft, das uns vom Ambo aus verkündet wird.
Der Priestersitz sagt uns, dass Christus allen gottesdienstlichen Feiern vorsteht, die ein Priester auf Grund seiner Weihe stellvertretend für Christus wahr nimmt und nicht etwa durch persönliche Verdienste, nicht die Person wird hervorgehoben, sondern das Dienstamt des Priesters „in persona Christi“ für das Heil der ihm anvertrauten Menschen handeln zu dürfen“
Taufsteine
In der Turmhalle steht der Taufstein von 1957, den der Leverkusener Bildhauer Max Pohl aus Muschelkalk geschaffen hat und der heute als Weihwasserbecken dient. Den Fuß zieren stilisierte Darstellungen des Lammes mit Kreuz, der Taube des hl, Geistes und des segnenden Schöpfergottes. 1985 entstand aus Marmorsäulen der neugotischen Altäre ein neues Taufbecken. Willi Dirx schuf das Bronzebecken mit Szenen, die sich auf das Sakrament der Taufe beziehen: Mose schlägt Wasser aus dem Felsen, Taufe Jesu im Jordan, Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen, Kreuzigung mit Lanzenstich. Pfingsten.: Der den Aufsatz bekrönende Pinienzapfen ist ein antikes Symbol für das Ewige Leben. Hinter dem Taufbecken befindet sich eine Vitrine für die zur Sakramentenspendung verwendeten Öle, bekrönt mit der Taube des hl. Geistes.
Einzelfiguren
In der südlichen Marienkapelle wurde die 1919 vom Köln-Mühlheimer Bildhauer Eduard Schmitz geschaffene Pietä aufgestellt, während nördlich die 1982 entstandene Kopie des römischen Gnadenbildes „Mutter der immerwährenden Hilfe“ ihren Platz fand. Die Figuren des hl. Josef mit dem Jesuskind im nördlichen Querhaus und des hl. Antonius v. Padua im westlichen Hauptschiff entstammen dem 19. Jh.
Kreuzweg
Der ursprünglich für die Kirche geschaffene Kreuzweg wurde bei der Renovierung der 50er Jahre vernichtet. 1984 konnte ein vollständiger neugotischer Kreuzweg unbekannter Herkunft im Nazarenerstil erworben werden.
Fenster
Von der neugotischen Verglasung der Erbauungszeit sind nur noch die drei mittleren Chorfenster erhalten, die 1892 von Burscheider Gemeindemitgliedern gestiftet wurden. Die Gottesmutter wird flankiert von den hl. Josef und Laurentius. Im heutigen Seiteneingang neben der neuen Sakristei wurde ein Medaillon des neugotischen Fensters im Hauptportal eingesetzt, das die Erscheinung Gottes im brennenden Dornbusch vor Mose zeigt.
Als erster Teil der modernen Neuverglasung entstand 1953 das große Fenster im nördlichen Querhaus durch Paul Weigmann, das die Ehre Gottes in der belebten Natur der Tiere darstellt. Knapp zehn Jahre später schuf der gleiche Künstler für das große Fenster im Südquerhaus das Lob Gottes durch die Pflanzenweit und 1990/91 die modernen Fenster im Chor. In den unteren Chorfenstern finden sich neben Adam und Eva, König David, die hl. Josef und Johannes der Täufer, Maria zu Besuch bei Elisabeth, der hl. Diakon Stephanus, Papst Sixtus II., dessen Erzdiakon der hl. Laurentius war, die hl. Elisabeth von Thüringen und der selige Adolf Kolping. In den einfach verglasten Seitenschifffenstern sind im oberen Teil die Werke der Barmherzigkeit dargestellt.
Orgel
Eine erste Orgel entstand 1893 aus Teilen älterer Orgeln der Kölner Kirchen St. Mauritius und St. Alban. 1961 wurde sie durch ein Werk von Ernst Weyland aus Opladen ersetzt. 1991 entstand durch die Firma Josef Weimbs ein neues zentralmechanisches Werk mit 26 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Das Chorpositiv fertigte die Firma Walcker.
Glocken
Sie wurden 1961 und 1963 durch die Glockengießerei Mabilon in Saarburg gegossen: Antonius, 340 kg, h'; Laurentius, 580 kg, gis'; Michael, 850 kg, fis'; Maria, 1.250 kg, e'; Christus, 2.200 kg, cis'.